Brandgefährliche Ignoranz auf der Bühne 

(von Katja Biesalski, 9b) 

„Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand.“ Dieses Zitat aus Max Frischs Drama „Biedermann und die Brandstifter“ bezieht sich auf ein zentrales Motiv des Stücks: Die Ignoranz von Problemen aus Bequemlichkeit.  

Am Dienstag, den 18. November, besuchten die 9a, 9b und 10b im Kulturkeller des OHGs eine Aufführung des Dramas von der Theater-AG. Da wir das Stück bereits im Unterricht behandelt haben, kannten wir die Handlung schon, waren jedoch auf die Umsetzung der Theater-AG gespannt. Doch lohnt es sich wirklich, diese Inszenierung anzuschauen? 

Das Drama handelt von einem Mann namens Gottlieb Biedermann, der zwei Brandstifter (Josef Schmitz und Willy Eisenring) bei sich aufnimmt und die von ihnen ausgehende Gefahr aus Angst und Bequemlichkeit ignoriert. Er möchte sich mit ihnen anfreunden, damit sie sein Haus nicht anzünden, aber letztendlich hilft er ihnen sogar dabei, da er das Geschehen bis zum Schluss nicht wahrhaben möchte, was am Ende auch zu seinem Tod führt. 

Bereits der erste Eindruck war sehr mitreißend. Schon zu Beginn im Stück, als in einem Video gezeigt wird, wie Brände gelöscht werden, wurde das Stück durch Nebel aus einer Nebelmaschine lebendiger, sodass man gespannt darauf war, wie es weitergeht. 
Die schauspielerische Leistung empfand ich als besonders überzeugend. Man hat gemerkt, dass die Schauspieler tief in ihrer Rolle waren und es wirkte schon fast professionell. Besonders deutlich zeigte sich dies durch ausdrucksstarke Gestik und Mimik. Die Figur des Biedermanns wurde von Leonie Ilschner gespielt und durch ihre ängstliche Gestik und Mimik in der Nähe der Brandstifter wird die Rolle sehr gut herübergebracht. 

Die Stimm- und Tonlage fand ich auch immer sehr passend, wie beispielsweise bei Babette, der Frau von Biedermann. Sie wurde von Julia Roth gespielt und die Art, wie sie „Niedergebrannt“ schreit, nachdem sie herausgefunden hat, dass ein Restaurant, in dem Eisenring gearbeitet hat, niedergebrannt ist, spiegelt sehr gut die Gefühlslage der Figur wider. 

Ich finde, es ist der Theater-AG sehr gut gelungen, das Stück abwechslungsreich zu gestalten. Dadurch, dass die Darsteller durch das Publikum gelaufen sind, fühlte man sich beteiligt und die Aufführung wurde viel lebendiger. Ein Kritikpunkt ist, dass ich mir Anna (das Hausmädchen), die von Salomea Clauß gespielt wurde, viel zurückhaltender und schüchterner vorgestellt habe, aber es war interessant das Hausmädchen so selbstbewusst zu sehen. 

Außerdem wurde auf Details geachtet, was man daran sieht, dass der Chor am Anfang sagt, es sei kurz vor zwölf und die Uhr passte zu dieser Aussage. Der Chor hat mir auch sehr gut gefallen, da er das Publikum direkt angesprochen hat: „Was denkst du darüber?“ Die Frage regt zum Nachdenken an und man kann sich eine eigene Meinung bilden. 
Eine kleine Schwäche der Vorstellung ist meiner Meinung nach das Kostüm von Willy Eisenring (gespielt von Dhairya Widzayana). Im Text wird geschrieben, dass er einen Frack an hat und durch das karierte Hemd bekommt er ein ganz anderes Erscheinungsbild. 
Die verschiedenen Szenen, zwischen denen schnell gewechselt wurde, wurden gut durch die Beleuchtung gelöst, obwohl es nur wenig Platz im Kulturkeller gibt. Bei längeren Pausen zwischen den Szenen wurde ein sorgenfrei klingendes Lied gespielt, in dem vorkam: „Ein Freund, ein guter Freund.“ Dies passt dazu, dass Biedermann die Brandstifter als Freunde haben wollte. Besonders überzeugend waren auch die Requisiten, da echte Feuerwehrausrüstung zum Einsatz kam und dem Stück dadurch mehr Realität verliehen wurde. 

Insgesamt bot die Aufführung eine überzeugende und gut verständliche Umsetzung des Dramas. Wer sich für Theaterstücke interessiert, die zum Nachdenken anregen oder das Werk aus dem Unterricht kennt und besser verstehen möchte, sollte sich das Stück ansehen. Somit lässt sich sagen: Ein Besuch lohnt sich. 

 

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